Berichte von 06/2015

Happy Father's Day!

Montag, 22.06.2015

Ich bin gerade nach Hause gekommen - ich war mit mehreren anderen Au Pairs in einem Park namens Golden Gardens, er liegt in Ballard, einem Stadtteil von Seattle. Es gibt dort sogar einen Strand, da er am Puget Sound liegt, einer Meerenge mit Wasser vom Pazifischen Ozean :) Das Wasser ist aber in der Regel zu kalt zum Schwimmen. Ein paar Hartgesottene haben sich aber trotzdem reingetraut. Wir hatten Decken und was zum Futtern dabei und haben ein bisschen entspannt, Musik gehört und uns ausgetauscht. Der Sand ist übrigens dunkelgrau - eine interessante Abwechslung!

Letzten Freitag war ich ja mit Riri auf dem Farmer's Market im Bothell Country Village. Der Markt ist eher klein, es gibt verschiedene Leckereien, Kunst, Blumen... Riri hat Blumen für den Wohnzimmertisch gekauft. Das hat mich an eine Geschichte erinnert, die ich in meiner allerersten Woche, der Orientation Week, im Hotel von einer der Kursleiterinnen gehört habe. Sie sagte, ein Au Pair habe sich einmal total aufgelöst bei ihrer zuständigen Beraterin von der Au Pair Agentur gemeldet und gesagt, sie könne nicht in dieser Familie bleiben. Die Beraterin fuhr eiligst zu dem Haus der Gastfamilie. Dort stand das brasilianische Au Pair mit gepackten Koffern auf der Türschwelle. "Was ist denn los, warum willst du hier nicht bleiben?" - "Diese Leute wissen nicht, wie man lebt! Sie haben keine Kultur!" - "Keine Kultur?" Das Au Pair sagte: "Ja! Keine Kultur! Sie haben nicht mal Blumen im Haus! Nicht auf dem Esstisch, nicht auf dem Wohnzimmertisch, nicht auf der Fensterbank - das halte ich nicht aus!" Die Beraterin konnte sie zum Glück überzeugen, dass die Gastfamilie aus ganz normalen Menschen besteht und nicht jeder Mensch auf der Welt Blumen im Haus hat.

Letzten Samstag waren wir auf dem Geburtstag von Riris jetzt zweijährigem Neffen, ich nenne ihn hier mal Louis. Riris Schwester und ihr Mann haben einen schönen großen Garten und er war vollgepackt mit Kindern. Als Geburtstagskuchen gab es einen Kuchen mit Modelleisenbahnmotto. Sehr süß, im doppelten Sinne! Ein Verwandter fragte mich, ob ich deutsch kann, weil ich doch aus Deutschland komme. Die Fragen, die man als Au Pair gestellt bekommt, sind schon manchmal witzig :) Ich habe es bejaht und er fand das super, weil er aus Geschäftsgründen eine E-Mail von einer deutschen Person bekommen hatte und nicht wusste, was drin steht. Wir haben also die Mailadressen ausgetauscht und ich habe ihm letztendlich ein paar Tage später die E-Mail übersetzt. Er hat sich riesig gefreut!

Am jetzigen Freitag habe ich mich mit Pooja, dem australischen Au Pair, getroffen. Wir waren noch mal auf dem Pike Place Market und diesmal habe ich auch die in Seattle sehr bekannte Gum Wall gesehen. Es ist eine Wand VOLL mit gekautem und an die Wand geklatschtem Kaugummi! Einerseits irgendwie eklig, andererseits total lustig :) 

Gestern hatte ich dann meinen ersten Kurs hier. Zu dem Au Pair Programm gehören ca. 80 Stunden Unterricht / Kurse in selbstgewählten Fächern. Ich habe als ersten Kurs Italienisch gewählt, weil ich mich schon lange für die Sprache interessiere. Der allererste Kurs gestern ging von 9.30 bis 12.30 (vormittags) und fand in einem Raum am Bellevue College im Stadtteil Bellevue statt. In diesem Stadtteil wohnen laut Riri die sehr betuchten Einwohner von Seattle. Der Kurs behandelte das Land Italien selbst und die kulturellen Unterschiede zwischen den USA und Italien. Die Kursleiterin kommt selbst aus Italien und war eine Zeit lang Au Pair in Seattle, wo sie ihren Mann kennengelernt hat. Sie hat ihre ganze Familie mitgebracht, was ich so in Deutschland noch nie gesehen habe! Im Kurs saßen ihr Mann, ihre beiden Töchter (sieben Jahre alt und vier Monate alt) und ihre Schwiegereltern! Ab und zu hat das Baby ein bisschen gequakt und sie hat es in der Kurspause gestillt. So läuft das eben in Amerika. Die Frauen haben drei Monate Mutterschutz und dann müssen sie wieder arbeiten. Ich finde das sehr schade, denn freiwillig machen das wohl die allerwenigsten Mütter mit. Riri hat gesagt, manche Frauen, die einen sehr gut verdienenden Mann haben, können es sich leisten, länger im Mutterschutz zu bleiben. Die meisten aber nicht.

Heute ist übrigens der amerikanische Vatertag. Riri hatte keine Geschenkidee, also habe ich überlegt, Livis Händchen und Füßchen in Wassermalfarbe zu tunken und ihm so ein Bild zu kreieren. Riri war begeistert von der Idee und das haben wir dann heute Morgen gemacht! Livi hat uns während der gesamten Prozedur angeguckt, als wären wir komplett bescheuert. Wir haben einen Babyfußbaumstamm mit Babyhandblättern und Babyfingerfrüchten gemalt, dazu Babyfußgras. Es sieht aus wie abstrakte Kunst. Dazu haben wir geschrieben "Happy First Father's Day, Joe! You are the world's best Daddy!" Er hat sich soooooooooo gefreut und will die Babykunst einrahmen und an die Wand hängen :)

Ich gehe jetzt mal hoch (das Ess-Wohn-Zimmer ist oben), es gibt Abendessen.

Bye bye!

  Babykunst Der Strand vom Golden Gardens Park Ein Haus mit interessant plaziertem Wassersprenger hier in der Nachbarschaft Seafood auf dem Pike Place Market  Eisenbahnlandschaft im Bothell Country Village (Louis' Geburtstagskuchen sah nicht ganz so ausgefeilt aus) Blick auf den Puget Sound Die Gum Wall Das allererste Starbucks, das je existiert hat - es ist direkt am Pike Place Market

Und schon ist es Sommer :) Mein Junianfang

Freitag, 12.06.2015

Bonjour!

Ich melde mich auf Französisch, weil meine australische Au-Pair-Freundin Pooja und in ca. drei Wochen einen Kurztrip nach Vancouver machen wollen :) Das haben wir vor ein paar Tagen entschieden und dann vor zwei Tagen ein günstiges, aber gutes Hostel gebucht (ein anderes Au Pair, das schon mal dort war, hat uns das Hostel empfohlen) und Bahntickets gebucht, um gemütlich hin- und zurückgebracht zu werden. Oh mein Gooott! Ich freu mich so drauf! *.* :D

Jetzt muss ich aber noch mal ein bisschen ausholen und erzählen, was ich vorletztes Wochenende gemacht habe - seitdem habe ich nämlich nicht mehr geschafft, zu schreiben. Alle Au Pairs in Seattle, die zu meiner Au Pair Agentur gehören, haben eine sogenannte Community Counselorin, eine gemeinsame Ansprechpartnerin bei der Agentur. Diese Counselorin, ich nenne sie hier Kaya, organisiert für ihre "Schützlinge" regelmäßig Au Pair Treffen und Events, sodass sich möglichst viele Au Pairs mindestens einmal im Monat sehen. Das erste Treffen, an dem ich teilgenommen habe, fand in Kent (eine Stadt südlich von Seattle) statt. Es handelte sich um einen Volunteering-Einsatz, also Freiwilligenarbeit / ehrenamtliche Arbeit, und zwar in einer Einrichtung namens North West Harvest (http://www.northwestharvest.org/ - falls es jemanden genauer interessiert). Es ging darum, für Menschen, die sich nicht genügend selbst versorgen können, Nahrungsmittelpakete zu verpacken, die dann später auf Lastwagen verladen wurden. In unserem Fall waren es Edamame (Bohnen). 

Kaya, sämtliche Au Pairs und ich haben also mit vielen anderen Freiwilligen (z. B. Familien, Freundesgruppen) in einer großen Halle Edamame in Tüten geschüttet, die Tüten zugemacht, in Pappkisten gepackt (die wir selbst zusammengebastelt haben) und zu den Leuten gebracht, die für die nächsten Schritte (Kisten verschließen und verladen) zuständig waren. Es war ein sehr schnelles Arbeitstempo und es war eine lebendige, wuselige Atmosphäre. Ich persönlich hab es sehr genossen, weil ich es mag, mit meinen Händen und dem ganzen Körper zu "arbeiten", herumzurennen, Sachen hin- und herzutragen etc. Manche Au Pairs fanden es aber ganz schön anstrengend. 

Wer arbeitet, muss auch genießen, also jetzt zum Genuss: Letzten Freitag haben Pooja (ihren echten Namen nenne ich übrigens, da sie keine Gastfamilie und keine Au-Pair-Agentur-Angehörige ist) und ich eine Kayak-Tour auf dem Lake Union gemacht. Keine sehr lange, nur ca. 2 Stunden, aber es war eine super Erfahrung. Ich war ja bisher schon Kanu fahren, aber noch nie Kayaken, und es ist eigentlich total simpel, was mir vorher nicht bewusst war :D Solange man keine extreme Wildwasserfahrt macht, ist es eigentlich unmöglich, umzukippen. Ich sage "eigentlich", weil es eigentlich immer jemanden gibt, der so dabbisch ist, und es schafft, die Ausnahme zu sein, die die Regel bestätigt - mich selbst zähle ich zu solchen Leuten dazu. Aber ich bin trocken geblieben :)

Pooja und ich sind dann noch im sogenannten U Village (im University District von Seattle) etwas Essen gegangen - und zwar Dumplings bei Din Tai Fung (http://dintaifungusa.com/) Es war einfach sooo lecker! Wir konnten sogar durch eine Scheibe in die Küche schauen und beobachten, wie diese leckeren Teigknödel gemacht wurden. Sie wurden mit verschiedenen Sachen wie Fisch oder Shrimps gefüllt und dadurch gab es sie in verschiedenen Geschmäckern. Es gibt Din Tai Fung nur ein paar Mal auf der Welt und Pooja hatte gesagt, sie muss mich auf jeden Fall mal mit dort hin nehmen - es hat sich gelohnt!

Letzten Samstag habe ich ein für mich persönlich sehr interessantes und tolles Erlebnis gehabt - ich habe Nick Vujicic live in einer Kirche in Edmonds (Vorort von Seattle) vortragen gesehen. Er ist ein australischer Motivationsredner, der ohne Arme und Beine geboren wurde. Gibt es etwas Motivierenderes als jemanden, der sein Leben mit total viel Spaß und Erfüllung lebt, und nicht mal Arme und Beine hat? Was für ein Mensch! Ich kenne seine YouTube-Videos schon seit Jahren und hätte im Leben nicht erwartet, dass ich ihn mal ganz einfach live sehen kann. Ich habe ihn auf Facebook abonniert und habe zufällig gelesen, dass er am 6. Juni in Edmonds ist und spricht und jeder kostenfrei hinkommen kann - tja, und dann bin ich zwei Tage, nachdem ich das gelesen habe, dort hin gegangen! Wer sich für diese einzigartige Persönlichkeit interessiert, kann ihn ja mal googeln oder hier schauen: http://www.lifewithoutlimbs.org/ Ich muss dazu sagen: Er ist sehr gläubig. Das bin ich nicht. Aber ich finde ihn so oder so einfach super. 

Er hatte auch einen Musiker dabei: Er heißt Tyrone Wells und ist in Seattle geboren und aufgewachsen, was ein purer Zufall ist, da Nick Vujicic ansonsten nichts mit Seattle am Hut hat. Ich habe ein Foto mit Tyrone gemacht, weil er sehr, sehr sympathisch war und gesangstechnisch wirklich ordentlich was drauf hat. Eigentlich wollte ich auch eines mit Nick machen, aber die Leute haben ihn ja gar nicht in Ruhe gelassen, es war sooo viel los um ihn herum, jeder wollte ihn anfassen, umarmen, Fotos machen etc... da war kein Rankommen für Leute, die nicht auf einen Schlag 50 Leute links und rechts mit den Ellenbogen ausknocken können :D 

Gleich gehe ich mit Riri und dem chubby Baby zu einem Farmer's Market in der Nähe, in Bothell. Ich bin mal gespannt und bringe ein paar Fotos mit! 

Byeee!

Alpakas auf einer Mini-Farm in der Nähe meines aktuellen Zuhauses :) Hier entstehen lecker Dumplings! Dumplings.... so yummyyy Lachs, gefangen von Riris Vater Kayaking auf dem Lake Union Ein schöner Ort! Tyrone Wells und Nick Vujicic