Amerikanisch-litauisches Weihnachtsfest in Olympia

Mittwoch, 30.12.2015

Hallo zum letzten Mal in diesem Jahr! Bei euch ist schon 2016, bei mir dauert es noch ein paar Stunden :) Während Riri und Jon bei Freunden Silvester feiern, passe ich auf Livi auf und habe es mir mit Hund, Babymonitor und Laptop gemütlich gemacht. Das wird für mich ein eher ruhiges Silvester, es sei denn, Livi wacht bei der Knallerei auf (was ich mir durchaus vorstellen kann).

Jetzt liegt mein erstes Weihnachten im Ausland schon ein paar Tage hinter mir und es war richtig, richtig schön! Manchmal fühle ich mich hier, so wie viele Au Pairs, nur wie eine Angestellte, aber an Weihnachten habe ich mich so richtig wohl und in die Familie integriert gefühlt, das hat mich riesig gefreut :) Am 23. Dezember sind wir nach Olympia zu Riris Eltern gefahren, um mehrere Tage dort zu verbringen. Direkt nach der Ankunft so gegen Mittag habe ich mich mit Riris Eltern (hier "Dana und Anthony") und einer ihrer Schwestern (hier "Ria") in die Küche gestellt und geholfen, verschiedene Gerichte vorzubereiten. Mit Ria habe ich sogenannte Bacon Buns gemacht. Wir haben Fertigteig genommen und kleine Häufchen, bestehend aus Zwiebel- und Schinkenstückchen, damit umrollt und im Ofen gebacken. Sehr lecker! 

Mit Dana habe ich einen typisch litauischen Rote-Bete-Salat gemacht und mit Riri eines der Desserts: Preiselbeersalat. Dana hatte außerdem Truthahnfüllung gemacht, Andy bereitete den Truthahn selbst vor, außerdem die Kartoffeln und seinen selbstgefangenen Fisch, und verschiedene andere Sachen warteten schon im Kühlschrank. Am Nachmittag wurde dann ein Teil dieser Gerichte verputzt, aber eher unaufgeregt - das richtige, pompöse Essen würde erst am 24. stattfinden. Der Abend verlief dann entspannt: Es wurden Brettspiele gespielt (ich bin jetzt nicht der größte Brettspielfan, muss ich zugeben) und Filme geschaut und die beiden Kinder, Livi und Rias Sohn Luke, wurden bespaßt, bis sie ins Bett gebracht wurden. Die Erwachsenen blieben noch bis nach Mitternacht wach und genossen Anthonys selbstgemachten Wein.

Am nächsten Morgen waren die ganzen Weihnachtsstrümpfe, die im Flur an einer langen Treppe hingen, mit kleinen Geschenken gefüllt: Schokolade, Duschzeug, Strümpfe, Handschuhe, Ohrringe, kleine Alkohol-Fläschchen, u. v. m. In vielen amerikanischen Familien ist in diesen Weihnachtsstrümpfen nur am Morgen des 25. etwas drin, in dieser Familie findet man aber im Laufe des 24. und 25. immer wieder etwas Kleines, weil jeder in jeden Strumpf ab und zu etwas reinsteckt. Ich habe zum Beispiel Schokolade und schöne knielange Strümpfe bekommen :)

Am Mittag des 24. sind wir mit Livi und Luke auf einen Spielplatz gefahren und haben wilde Matschspiele im dortigen Schlamm veranstaltet. Das Wetter war nämlich insgesamt etwas kühl und verregnet, aber das hat uns nicht gestört. Die Kleinen sind in ihren Wikingermützchen herumgerannt, die sie jeweils vor ein paar Monaten von Verwandten bekommen haben (und die andere Eltern auch immer für ihre Kinder haben wollen, wenn sie sie an Livi oder Luke sehen), und waren insgesamt dick und warm eingepackt.

Nachmittags kamen Rias Mann (hier "Allan") und Riris jüngere Schwester (hier "Via") aus Seattle nach, sie hatten beide noch arbeiten müssen. Dann ging es endlich los mit dem "richtigen" Essen, dem Weihnachtsessen :) Es war köstlich und viele Rezepte fand ich so gut, dass ich sie mir, bevor ich wieder nach Deutschland gehe, auf jeden Fall geben lassen werde. Ein paar neue Rezeptideen habe ich, seit ich hier bin, schon bekommen. 

Nachdem alle Mägen gefüllt waren und der eine oder andere Schluck Wein in der einen oder anderen Person gelandet war, wurde eine litauische Tradition eröffnet, in der jeder vor der Bescherung etwas aufsagt, vorführt, vorsingt oder demonstriert. Riri hatte mich vor mehreren Wochen schon über diese Tradition informiert, sodass ich etwas vorbereiten konnte. Dann ging es los: Riri und Joe sangen ein Kinderlied vor, Via, Dana und Anthony sagten jeweils einen interessanten Spruch auf, Ria und Allan führten einen verrückten Tanz vor, und ich sang zwei deutsche Weihnachtslieder ("Oh Tannenbaum" und "Ihr Kinderlein kommet") UND brachte der ganzen Familie das schöne, schwierige, lange deutsche Wort "Streichholzschächtelchen" bei.

Ich war total froh, dass meine Idee bei allen so gut ankam, sie haben sich kaputtgelacht bei der Aktion :) Ich habe ihnen erst ein DIN A 4 Blatt vorgehalten, auf das ich in großen Buchstaben das Wort "STREICHHOLZSCHÄCHTELCHEN" geschrieben hatte. Obwohl ich ihnen das Wort mehrfach vorsagte und sie es auch von dem Blatt ablasen, bekamen sie die Aussprache nicht hin und es klang richtig, richtig lustig, wenn sie es versuchten. Nach einer Weile hielt ich ihnen ein weiteres Blatt vor, auf das ich das Wort in einer Schreibweise geschrieben hatte, die für englischsprachige Münder deutlich einfacher ist - in einer Art Lautschrift: "STREYSH HOLES SHESHTLE SHEN". 

Und siehe da: Es funktionierte! Auf einmal konnten es alle aussprechen und sagten es stolz immer wieder und wieder :D Ich gratulierte ihnen zu dem neuen Gewinn in ihrem Wortschatz und fragte sie, ob sie weitere deutsche Wörter lernen möchten - da fragten sie mich nach sämtlichen deutschen Schimpfwörtern. Da wurde es dann RICHTIG lustig. Zum Glück haben die beiden Kleinen die Wörter nicht verstanden :D

Die Bescherung selbst war wild und bunt und chaotisch und jeder hat richtig tolle, sehr persönliche Geschenke bekommen. Anthony, der ja angelt, hat von mir einen Ofenhandschuh in Form eines Fisches bekommen. Dana habe ich ein Schild geschenkt, auf dem steht "Grandchildren complete the circle of life (Enkelkinder vollenden den Kreislauf des Lebens)". Ria, deren Sohn Luke quatscht wie ein Wasserfällchen, hat von mir ein Buch bekommen, in das sie seine Zitate hineinschreiben kann. Sie hat sich riesig gefreut. Allan hatte mir an Livis Geburtstag voller Stolz seine verrückten Socken gezeigt, also habe ich ihm Socken mit Hamburgen und Hotdogs darauf geschenkt (beides isst er gerne, das Geschenk kam dementsprechend gut an). Via hat einen antiken Handspiegel von mir bekommen, Riri eine Tasse mit ihrem Namen und einem Bild von ihr und Livi, und Joe bekam von mir ein Mousepad mit einer Bildercollage seiner Tochter sowie den Worten "Joe's Pad. Joe's daughter. Don't touch (Joes Mouspad. Joes Tochter. Nicht anfassen)". Livi selbst bekam von mir ein süßes schickes Pullichen und einen schönen kleinen Rock aus Wolle. Luke steht total auf Eisenbahnen und bekam von mir ein altersgerechtes Zusammensetzspiel mit Eisenbahn-Motiven.

Meine Geschenke waren unter anderem eine sehr schöne Hose, die Riri mir geschenkt hat, ein wunderschöner bunter Schal von Ria, außergewöhnliches Papier für meine Kunst- und Bastelprojekte, z. B. für Geschenke, die ich mache (auch von Riri), ein Christbaumanhänger mit meinem Namen eingraviert (von Dana), und selbstgemachter Wein von Andy. Echte Traumgeschenke!

Anbei ein paar Bilder und Eindrücke der letzten Tage und Wochen. In ein paar Stunden fängt für mich auch das neue Jahr an. Ich bin so gespannt, was es bringen wird! 2015 war unglaublich aufregend und bunt und außergewöhnlich. Ich wünsche euch allen von Herzen einen SUPER Start in 2016! ♥ 

 

 

Meine selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen Dezembersonne im Wallace Swamp Creek Park in Kenmore Der Weihnachtsbaum bei Riris Eltern Die Weihnachtsstrümpfe der ganzen Familie Das Weihnachtsessen Frühstück am Morgen danach Zubereitung der Bacon Buns Die fertigen Bacon Buns Mein erstes Weihnachtsgeschenk dieses Jahr! Weihnachtsbasteleien mit den Kiddies Dezembersonne Im Zoo :) Meine ersten selbstgemachten Müsliriegel Kreativ gestalteter Briefkasten in Olympia